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Beitrag vom 06.02.2014
Gedenkfeier für Hatun Sürücü zum neunten Todestag am 07. Februar 2014. Kranzniederlegung und Schweigeminute um 15:00 Uhr. Preisverleihung des zweiten Hatun-Sürücü-Preises am 13. Februar 2014
AVIVA-Redaktion
Sie befreite sich aus einer Zwangsehe und führte danach ein selbstbestimmtes Leben in Berlin. Kurz vor dem Abschluss ihrer Gesellenprüfung als Elektroinstallateurin wurde die junge Mutter ermordet.
Am 07. Februar 2014 jährt sich zum neunten Mal der Todestag von Hatun Sürücü. Die junge Berlinerin mit kurdischen Wurzeln wurde von ihrem Bruder erschossen, weil sie ein von den Vorstellungen der Familie abweichendes Leben führen wollte. Die Ermordung der jungen Mutter auf offener Straße hat eine breite gesellschaftliche und politische Debatte über Menschenrechtsverletzungen im Namen der "Ehre" angestoßen.
Zu ihrem Gedenken werden TERRE DES FEMMES, der Lesben- und Schwulenverband Berlin-Brandenburg (LSVD), der Berliner Arbeitskreis (AK) gegen Zwangsheirat zusammen mit HEROES und Türkiyemspor female am Gedenkstein in Berlin-Tempelhof Blumen niederlegen und eine Schweigeminute abhalten.
Die Veranstaltung beginnt um 15.00 Uhr am Gedenkstein für Hatun Sürücü in der
Oberlandgarten 1/Ecke Oberlandstraße in Berlin-Tempelhof.
An der Gedenkveranstaltung werden Angelika Schöttler, Bezirksbürgermeisterin für Tempelhof-Schöneberg, und Dilek Kolat, Berliner Senatorin für Arbeit, Integration und Frauen teilnehmen.
Mein Herz gehört mir
Laut Christa Stolle, Bundesgeschäftsführerin von TERRE DES FEMMES meldeten sich allein im Jahr 2013 "183 Hilfesuchende zu Ehrgewalt und Zwangsheirat" in der Beratungsstelle. Diese Zahlen belegen deutlich, dass der Kampf gegen diese schwere Form der Gewalt noch lange nicht gewonnen ist. Um Betroffene zu erreichen, ging die Organisation daher im vergangenen Jahr erstmals an Berliner Schulen. "Mein Herz gehört mir" lautete das Credo, mit dem die AktivistInnen Mädchen und junge Frauen zu einem selbstbestimmten Leben ohne Gewalt ermutigten und Lehrkräfte schulten.
Zeichen setzen und Brücken bauen
Bis 2016 soll die Brücke, die Hatun Sürücüs Namen tragen wird, fertiggestellt sein. Sie wird zwischen dem Tempelhofer Feld und der Oberlandstraße verlaufen. Erst im Juni 2013 wurde der Antrag auf der Bezirksverordnetenversammlung für Tempelhof-Schöneberg angenommen, ursprünglich gestellt hatte ihn die CDU. TERRE DES FEMMES, der Berliner AK gegen Zwangsheirat und der LSVD begrüßen die Benennung der geplanten Brücke. VertreterInnen von SPD und Linke hatten sich teilweise kritisch gegen das Vorhaben geäußert, sie befürchteten die "Diskriminierung der türkischen Community" im Zusammenhang mit dem Verbrechen.
Hatun-Sürücü-Preis 2014
Auf Inititiative der Fraktion und des Landesverbandes von Bündnis 90 / Die Grünen wird auch in diesem Jahr der zweite Hatun-Sürücü-Preis vergeben. Die Preisverleihung wird am Donnerstag, dem 13. Februar 2014 um 18:00 Uhr im Festsaal des Abgeordnetenhauses Berlin in der Niederkirchnerstraße 5 stattfinden.
Unter den vielen Bewerbungen von Projekten, Organisationen und Einzelpersonen wurden drei Preisträgerinnen ausgewählt, die sich besonders dafür einsetzen, Mädchen und junge Frauen in ihrer Selbständigkeit zu unterstützen. Diesen und allen anderen BewerberInnen möchten die InitiatorInnen des Preises an diesem Tag für ihre Arbeit und ihren Einsatz danken. Gleichzeitig soll an diesem Abend vor allem auch Hatun Sürücü gedacht werden, in deren Namen der Preis verliehen wird.
Im vergangenen Jahr ging der Preis an die Frauen- und Mädchenabteilung von Türkiyemspor Berlin, der sich in vielen Bereichen für die Förderung von Frauenrechten stark macht.
Anmeldung bitte per E-Mail an Anja Kofbinger: buero.kofbinger@gruene-fraktion-berlin.de
Beratung und Hilfe für von Gewalt betroffene Frauen
In Berlin stehen für gewaltbetroffene Frauen sechs Frauenhäuser, 40 Zufluchtswohnungen sowie fünf Fachberatungsstellen zur Verfügung. Darüber hinaus bieten auch zahlreiche Beratungsstellen, wie beispielsweise Migrantinnenprojekte, Beratung in Fällen häuslicher Gewalt an. Über die BIG-Hotline (Telefon 030 6110300) stehen rund um die Uhr eine Erstberatung sowie Informationen über freie Frauenhausplätze zur Verfügung. Jugendliche und junge Erwachsene können sich an den Jugend- und Mädchennotdienst (030 611 00 62 bzw. 030 61 00 63) und an die Kriseneinrichtung Papatya wenden, die auch eine niedrigschwellige Online-Beratung anbietet (www.sibel-papatya.org).
Ãœbersichtskarte Gewalt gegen Frauen
Frauenhaussuche beim "Verein Frauenhauskoordinierung":
www.frauenhauskoordinierung.de
Bundesverband Frauenberatungsstellen und Frauennotrufe Frauen gegen Gewalt e.V.:
www.frauen-gegen-gewalt.de
Die BIG e.V. Hotline bietet Hilfe bei häuslicher Gewalt gegen Frauen:
Tel. 030 - 611 03 00 (Täglich von 9 - 24 Uhr)
oder unter: www.big-hotline.de
Information zu Gewalt gegen Migrantinnen und Flüchtlingsfrauen
www.autonome-frauenhaeuser-zif.de
Weitere Infos unter:
www.frauenrechte.de
www.berlin.lsvd.de
www.tuerkiyemspor.info
info.zwangsheirat.de
www.tagesspiegel.de
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(Quelle: TERRE DES FEMMES, AVIVA-Berlin, Lesben- und Schwulenverband Berlin-Brandenburg)